RÜSSELKÄFER CURCULIONOIDEA

Die Rüsselkäfer sind innerhalb der Käfer weltweit an Artenreichtum unübertroffen, wurden doch bisher über 62 000 Arten beschrieben und über 200 000 dürften erwartet werden. Neuentdeckungen «vor unserer Haustüre» sind somit keine Seltenheit. Entsprechend reichhaltig sind die Rüsselkäfer in unseren Sammlungen vertreten und gross ist auch der Anteil der (noch) unbestimmten und unbeschriebenen Arten aus verschiedensten Projekten wie diejenigen aus dem Himalaja, aus Oman und aus den Projekten Michel Brancuccis in Laos.

Auch in Sammlungen von Julius Lautner, Victor Allenspach beide aus der Schweiz und Aufsammlungen von Walter Wittmer aus dem nahen Osten sind spannende Rüsselkäfer vertreten. Zukünftig wird auch die Sammlung Peter Stüben mit Rüsselkäfern Makaronesiens unser Haus bereichern. In der riesigen Sammlung Georg Frey befinden sich zudem Hunderte von Typenexemplaren von Eduard Voss, Victor Apfelbeck, Hans Wagner, August Schultze, Franz Stöcklein und Károly Brancsik.

Rüsselkäfer leben fast ausschliesslich phytophag in und an verschiedensten pflanzlichen Organen und Substraten, von der Blüte, der Knospe über Samen, Stängel, Blätter, Gallenstrukturen bis hin zur Wurzel werden besiedelt. Nicht zu vergessen die verholzten Anteile, ob nun frisches Holz (z.B. Borkenkäfer) oder absterbendes bis modrig-verpilztes Holz (u.a. Breitrüssler). Dabei sind viele einzigartige Anpassungen bekanntgeworden, wobei besonders diejenigen der Larven und Käfer an hochgiftige Pflanzeninhaltsstoffe faszinierend sind.

Durch ihre Lebensweise tangieren viele Rüsselkäfer auch menschliche Pflanzenkulturen, so sind Einfälle von Borkenkäfern in Forste durch starke Entwertung des Holzes gefürchtet, die Kornkäfer bedrohen gelagertes Erntegut und der Baumwollkapselkäfer kann die Baumwollernte stark beeinträchtigen. Auch Fruchtbäume und Sträucher werden von verschiedenen Blüten- und Knospenstechern heimgesucht und mindern so den Fruchtansatz und Ertrag. Allerdings sind Rüsselkäfer durch ihre Spezifität auf gewisse Pflanzenarten auch schon erfolgreich als natürliche Gegenspieler invasiver Pflanzenarten eingesetzt worden.

Am Naturhistorischen Museum Basel findet gezielte Forschung zu Rüsselkäfern statt. Die Rüsselkäfer Griechenlands werden vertieft bearbeitet, die Fauna der Rüsselkäfer der Schweiz ist Gegenstand andauernder Untersuchungen. Ausgewählte Gattungen der Kurzrüssler (Entiminae) werden in gezielten Forschungsprojekten gemeinsam mit Fachkollegen untersucht. Zudem wird in mehreren Folgeprojekten versucht ein wenig Licht in das Universum der schlecht bearbeiteten und besonders in den Subtropen und Tropen unglaublich artenreichen Molytinae zu bringen.